Aufbau des Widerstands

Kopfzeilenfoto – Patriotisches Plakat der LPL mit Großherzogin Charlotte und dem Slogan „Mir wölle bleiwe wat mir sin“ („Wir wollen bleiben, was wir sind“).

In diesem alarmierenden Kontext begannen sich Ende 1940 mehrere Widerstandsbewegungen, in Luxemburg zu formieren. Ihr Hauptziel: anti-nazistische Propaganda verbreiten, Menschen bei der Flucht helfen und deutsche Operationen sabotieren. Anfangs war der luxemburgische Widerstand zersplittert, bestehend aus mehreren unabhängigen Untergrundgruppen.

Im November 1940 wurde in Klierf die Lëtzebuerger Patrioten Liga (LPL Nord) von Alphonse Rodesch, einem pensionierten Zollbeamten, mitbegründet. Die LPL wurde eine der bedeutendsten Widerstandsbewegungen des Landes während des Zweiten Weltkriegs. Besonders aktiv war sie in Klierf und den umliegenden Dörfern – einer strategisch wichtigen Region in der Nähe der belgischen Grenze.

Als Mitbegründer der LPL spielte Alphonse Rodesch eine zentrale Rolle bei der Organisation von Widerstandsaktivitäten, der Sammlung von Informationen und der Unterstützung von Fluchtnetzwerken. Schon vor dem Krieg war Rodesch in patriotischen und kulturellen Kreisen aktiv, entschlossen, die nationale Identität Luxemburgs zu bewahren. Die Besatzung stärkte nur seinen Willen, sich gegen die Nazifizierung des Landes zu wehren.

Alphonse Rodesch © Amicale LPL

Der zweite Mitbegründer, Josy Fellens, konzentrierte sich auf die Informationsbeschaffung. 1942 gelangte er an entscheidende Informationen über die geplante Annexion Luxemburgs sowie die Einführung der Zwangsrekrutierung in die deutsche Wehrmacht. Er übermittelte die Informationen nach Brüssel, um daraus Flugblätter herstellen zu lassen, die die luxemburgische Bevölkerung vor den drohenden Maßnahmen warnten. Zudem war er an der Fluchthilfe bedrohter Personen nach Belgien beteiligt. Nach einer knapp entgangenen Verhaftung durch die Gestapo verbrachte Josy Fellens die letzten zwei Jahre der Besatzung im Untergrund, wobei er ständig seinen Aufenthaltsort wechselte.

Fellens reiste regelmäßig mit gefälschten Papieren zwischen Luxemburg und Brüssel. Auf diesen Missionen brachte er Flugblätter und Untergrundzeitungen, die in Brüssel gedruckt worden waren, zur luxemburgischen Widerstandsbewegung, um den Widerstand zu ermutigen und die Bevölkerung zu informieren.

Bereits im Dezember 1941 veröffentlichte die LPL eine illegale, in Brüssel gedruckte Widerstandszeitung, kritisch und satirisch, mit dem Titel De freie Lötzeburger („Der freie Luxemburger“),. Im September 1942 wurde sie in “De freie Letzeburger” umbenannt (Ons Hémecht). Um die Nazi-Zensur zu verspotten, gab die LPL im Impressum der verbotenen Zeitung einen fiktiven Herausgeber namens Déngens Dömmy an, mit Wohnsitz im Gefängnis „am Gronn“ – und angeblichem Druckort: Boulevard de la Pétrusse 57, Luxemburg, also Villa Pauly – das lokale Gestapo-Hauptquartier. Mehr erfahren

Im November 1940, dem Gründungsmonat der Bewegung, trat Pierre Schon der LPL bei. Er war 25 Jahre alt, lebte im kleinen Dorf Dünningen, nur 7 km von Klierf (Clervaux) entfernt, und arbeitete auf dem Familienhof. Er wurde Gruppenleiter der LPL für die Linie Rodesch (Luxemburg–Brüssel) und war zugleich als Verbindungsoffizier für Nachrichtendienste tätig (Mitgliedsausweis des belgisch-luxemburgischen Geheimdienstes: OT 0193). Zudem war er aktiv in verschiedenen Einsätzen vor Ort eingebunden.

Das Familienhaus wurde zu einem wichtigen Treffpunkt der LPL und bot verfolgten politischen Flüchtlingen Unterschlupf, bis für sie neue Identitäten geschaffen und sichere Transfers vorbereitet waren.

Zu den versteckten Personen bei der Familie Schon gehörten namhafte Widerstandskämpfer wie: – Raymond Petit (Gründer der LPL in Echternach) – Gaston Wormeringer, Hauptmann aus Diekirch – Léopold Betz, Hauptmann aus Walferdingen

Umgeben von Wäldern, bot das ruhige Dorf mit seinen verstreut liegenden Steinhäusern, Feldern und Bauernhöfen einen idealen und diskreten Ort für Widerstandsaktivitäten.

Doch die Gefahr war allgegenwärtig. In der gesamten Region war ein dichtes Netz von Nazi-Informanten und VdB-Mitgliedern aktiv. Pierre Schon wurde zwischen 1942 und Anfang 1945 Zeuge der Verhaftung und Ermordung mehrerer Freunde und Kameraden. Trotz dieser Verluste wuchs seine Entschlossenheit, den Besatzern zu widerstehen und noch mehr Menschen vor dem Zugriff des Nazi-Regimes zu bewahren.

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