Die deutsche Invasion

Pierre Schon wurde am 8. April 1915 auf dem elterlichen Bauernhof im kleinen Dorf Dünningen (Doennage) im Norden Luxemburgs, im Herzen der luxemburgischen Ardennen geboren. Aus einer Bauernfamilie, deren Wurzeln zehn Generationen zurückreichen, stammend, hatten sein Vater Jean Schon (1875) und seine Mutter Catherine Dengler (1868) sieben Kinder. Drei ältere Schwestern: Marguerite, Rosalie und Anne-Marie; einen älterer Bruder: Nic; Pierre sowie zwei jüngere Brüder: Mich und Franz. Zwei der Kinder starben im Kindesalter: Anne-Marie mit 6 Jahren und Franz mit 11 Jahren. Pierre besuchte die Dorfschule und arbeitete anschließend, wie es damals üblich war, auf dem Hof seiner Eltern.

Foto: Pierre (zweiter von links) mit seinem älteren Bruder Nic und seinem jüngeren Bruder Mich in Sonntagskleidung. Dünningen, 1939.

Die Arbeitsbedingungen waren hart, die meisten Aufgaben wurden von Hand oder mit Hilfe von Pferden und Ochsen erledigt. Fruchtwechsel und Mischlandwirtschaft waren üblich: Die Familien bauten Kartoffeln, Roggen, Hafer und Gerste an und hielten Kühe, Schweine und Hühner zur Selbstversorgung. Die Arbeit wurde in der Familie aufgeteilt: Die Männer übernahmen das Pflügen und schwere Arbeiten, die Frauen die Milchproduktion, den Garten und den Haushalt. Die Kinder halfen von klein auf mit und pendelten zwischen Schule und Hofarbeit. Die Familiengemeinschaft war eng verbunden und getragen von einem starken Zugehörigkeitsgefühl.

Familienfoto, 1. Dezember 1939: Hochzeit von Nic, Pierres älterem Bruder, mit Albertine Erdel. Pierre Schon, zweite Reihe, zweiter von links.

Im Mai 1940 sollte dieses ruhige Leben jäh unterbrochen werden, als die rund 300.000 Einwohner Luxemburgs in die dunkelste Zeit der Landesgeschichte eintraten.

Am frühen Morgen des 10. Mai 1940 überquerten deutsche Panzer die luxemburgische Grenze. Bereits am Ende desselben Tages war der Großteil des Landes unter nationalsozialistischer Besatzung.

Die nationalsozialistische Invasion Luxemburgs war Teil einer größeren Militäroperation, bekannt als der „Westfeldzug“. Die Deutschen betrachteten Luxemburg als strategisches Durchgangsgebiet, um die Maginot-Linie – das wichtigste französische Verteidigungssystem gegen einen Angriff aus dem Osten – zu umgehen.

Ebenfalls am 10. Mai begann Deutschland mit der Invasion Belgiens und der Niederlande. Dabei setzten die deutschen Truppen die sogenannte Blitzkrieg-Taktik ein. Diese Taktik beruhte auf schnellen Bewegungen von Panzern, Infanterie und Luftunterstützung. Ziel war es, den Feind zu überrumpeln, bevor er wirksam reagieren konnte. Die Niederlande kapitulierten nach der Bombardierung von Rotterdam und anderer Städte. Am 15. Mai 1940 war das Land völlig besetzt. Die belgische Armee leistete starken Widerstand, musste sich aber am 28. Mai 1940 geschlagen geben.

Foto © ANLux FD005-01-099: Ein kleiner deutscher Panzer nähert sich der belgischen Grenze.

Inzwischen setzten die Deutschen ihre Offensive in Richtung Frankreich fort. Ihr Vorstoß durch Belgien und die Ardennen überraschte die französische und britische Armee. Die französischen Streitkräfte, zu sehr auf die Maginot-Linie fixiert, waren zerstreut und konnten keine koordinierte Verteidigung aufbauen.

Der deutsche Durchbruch zwang britische und französische Truppen zum Rückzug. Die Evakuierung von Dünkirchen (vom 26. Mai bis 4. Juni 1940) war ein Schlüsselmoment des Krieges, bei dem mehr als 338.000 britische und französische Soldaten über den Ärmelkanal nach Großbritannien evakuiert wurden – oft an Bord kleiner ziviler Boote. Zwar mussten die Alliierten eine schwere Niederlage hinnehmen, doch sie erwies sich als nicht von Dauer.

Evakuierung von Dünkirchen. Gemälde: Charles Ernest Cundall (gemeinfrei)

Die französische Regierung unterzeichnete am 22. Juni 1940 offiziell den Waffenstillstand. Frankreich wurde daraufhin in zwei Zonen geteilt: eine besetzte Zone im Norden und eine freie Zone unter der Kontrolle des Vichy-Regimes im Süden.

Innerhalb von nur sechs Wochen geriet ein Großteil Westeuropas unter die Kontrolle des nationalsozialistischen Regimes – einer totalitären Diktatur, die von aggressivem Nationalismus, Militarismus und einer extrem rassistischen Ideologie geprägt war. Die Geschwindigkeit der Besetzung schockierte die Oeffentlichkeit, doch auf das erste Entsetzen folgte bald der Widerstand. In den alliierten Ländern entstanden Widerstandsbewegungen, die während des gesamten Krieges aktiv blieben und den Kampf für die Freiheit über mehr als viereinhalb Jahre hinweg fortführten.

Foto © ANLux FD005-01-104: Deutsche Truppen marschieren am Nachmittag des 10. Mai 1940 durch Luxemburg.

Foto oben links: Die Deutschen überqueren am 10. Mai 1940 bei Wasserbillig die Grenze mit einer 8,8-cm-Flak. Foto © ANLux FD 005-01-101 Rechts: Deutsche Panzer überqueren Belgien im Mai 1940. Foto Bundesarchiv 101I-127-0396-13A

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