
Titelbild: Britisches Jagdflugzeug, abgestürzt in Merl, einem Vorort der Stadt Luxemburg. © ANLux 005‑01‑107
Rettung alliierter Flieger
Schätzungsweise über 300 alliierte Flugzeuge – Bomber und Jagdmaschinen – wurden während des Krieges über Luxemburg abgeschossen, dazu mehrere hundert weitere über den belgischen Ardennen. Diese Maschinen waren Teil alliierter Luftkampagnen zur strategischen Bombardierungen und zur Befreiung Westeuropas. Die Region war ein häufiges Ziel deutscher Flugabwehrstellungen und der Luftwaffe. Viele Flugzeuge stürzten in Wäldern oder Feldern ab. Einige Besatzungsmitglieder überlebten schwer verletzt, andere kamen tragisch ums Leben oder wurden gefangen genommen.
Die alliierten Flieger, die sich mit dem Fallschirm retten und sicher landen konnten, wurden häufig zunächst von Bauern oder Zivilisten versteckt und später an die Widerstandsbewegung übergeben. Diese brachte sie in einem Netzwerk von Verstecken und sicheren Häusern unter. Von dort wurden sie über die Grenze nach Belgien geschleust und der belgischen Weißen Armee übergeben. Auf bewährten Routen über Frankreich, Spanien und Portugal wurden sie dann zurück nach England gebracht.
Pierre Schon und seine Mitstreiter der LPL halfen mehreren dieser alliierten Flieger, indem sie ihnen falsche Identitäten beschafften. Pierre ging sogar so weit, ihnen seine eigenen Kleider zu überlassen, damit sie als Zivilisten durchgehen konnten. Ab April 1943, nach seiner Flucht vor der Gestapo, operierte er vom belgischen Grenzgebiet aus. Hier einige Beispiele aus den US-amerikanischen Archiven:
Dezember 1943 – Kanadischer Pilot David Smith. Anfang Dezember 1943 versteckte Pierre einen kanadischen Piloten, dessen Flugzeug in Haversein-Buissonville in den belgischen Ardennen abgestürzt war. Sein Name war David Smith aus Winnipeg. Pierre kümmerte sich drei bis vier Tage um den Piloten. Der Pilot erhielt Zivilkleidung im Petit Café in Havrenne (Rochefort) sowie einen von Pierres Gabardinemänteln. Anschließend übergab Pierre ihn an Jan Collard in Bastogne, von wo aus er zehn Tage später, gemeinsam mit Jules Dominique – einem bekannten Widerstandskämpfer, der Pierre rekrutiert hatte – nach Brüssel weiterreiste.
Februar 1944 – Drei US-Piloten: Kerpan, Korch und Toye. Am 4. Februar 1944 übergab Aloyse Kremer drei amerikanische Piloten an Pierre. Ihre Namen: Joe Kerpan, Robert Korch und Donald Toye (aus Oregon). Sie wurden zusammen mit vierzig Luxemburgern über die Grenze gebracht. Pierre besorgte ihnen falsche Ausweise und schenkte einem von ihnen seinen neuen Gabardinemantel. Laut Donald Toye fuhren die drei Flieger mit dem Zug nach Bastogne. Am selben Abend wurden sie vom Pfarrer des Dorfes Herve aufgenommen und kamen fünf Tage in seinem Haus unter. Der Priester war Anführer einer Widerstandsgruppe. Die Männer erhielten bei ihm gefälschte Ausweise und wurden am 24. April in ein Maquis-Lager der Weißen Armee verlegt. Pierre bestätigte später, dass es sich dabei um das vom belgischen Widerstand geführte Maquis-Lager von Haversin handelte.
Frühjahr 1944 – Neue Strategie für gestrandete Flieger. Im Frühjahr 1944, im Vorfeld der alliierten Invasion in Frankreich, beschloss das Fluchtnetzwerk „Comet Liine“ in Abstimmung mit dem britischen Geheimdienst MI9, die Evakuierungen auszusetzen. Stattdessen sollten die abgeschossenen Flieger in Maquis-Lagern gesammelt werden, um dort auf das Eintreffen der alliierten Truppen zu warten.
5. Februar 1944 – Bombenflugzeug bei Ottré-Vielsalm. Am 5. Februar 1944 stürzte ein amerikanischer Bomber in der Nähe von Ottré-Vielsalm, nahe Bastogne (Belgien), ab. Pierre machte sich zusammen mit Jos Tholl und Paul Cormotte auf die Suche nach der Absturzstelle und fand den Bordschützen. Sie gaben ihm zivile Kleidung und übergaben ihn an François Charlier in Hebronval. Bei ihm waren bereits sechs weitere Besatzungsmitglieder untergebracht. Die Flieger wurden später in der Taubstummenanstalt in Sierneux versteckt. Leider wurde das Institut bei einer Razzia der Gestapo durchsucht, und das weitere Schicksal der sieben Männer ist bis heute ungeklärt.
Juni 1944 – Drei Flieger aus Kanada und Großbritannien. Im Juni 1944 begleiteten Aloyse Kremer und Pierre Kergen drei Flieger – den Kanadier Edgar Michaud sowie die Briten Alan Best und Ronald Dawson – von Luxemburg nach Limerlingen (Belgien). Sie waren zuvor auf dem Schon-Hof versteckt worden. Pierre gab ihnen falsche Papiere und je 200 Francs. Danach wurden sie in das Maquis-Lager „Lion Rouge“ überstellt, das von Jules Dominique geleitet wurde. Zwei von ihnen setzten ihre Reise fort. Alan Best blieb bis zur Befreiung beim Maquis.
Foto (Limerlingen, Belgien): Von links nach rechts: Eugène und Aloyse Kremer (LPL), Pierre Schon (LPL), Edgar Michaud (kanadischer Pilot), Pierre Kergen (LPL), Ferd Hansen (Flüchtling aus Clervaux), Alan Best (britischer Pilot), Ronald Dawson (britischer Pilot) und Batty Mutsch (LPL). Die Gruppe war gerade aus Luxemburg kommend am Bahnhof von Limerlingen (Belgien) eingetroffen.

Foto bereitgestellt vom Nationalen Museum des Widerstands und der Menschenrechte, Luxemburg
Mai 1944 – Ein kanadischer Flieger. Im Mai 1944 brachte Jos Racke einen kanadischen Piloten zu Pierre. Pierre versorgte ihn mit falschen Papieren und 500 Francs und brachte ihn zusammen mit Michel Kirtz über die Grenze nach Belgien. Dort wurde der Pilot dem Maquis (Widerstandslager im Wald) übergeben, wo er bis zur Befreiung blieb.
Auszeichnungen
Kurz nach dem Krieg erhielt Pierre zwei offizielle Dankesbriefe. Einer war vom US-General Eisenhower unterzeichnet, der andere vom stellvertretenden Befehlshaber der alliierten Expeditionsstreitkräfte (Commonwealth). Beide Ausdrucke sprachen ihre Dankbarkeit für Pierres Hilfe bei der Flucht alliierter Soldaten und Flieger aus, die sich so aus feindlichem Gebiet retten konnten.

Die Maquis unter deutschem Angriff
Im Frühjahr und Sommer 1944 waren in den belgischen Ardennen etwa 20 aktive Maquis (Widerstandslager) tätig. Sie intensivierten ihre Sabotageaktionen, je weiter die alliierten Truppen in Europa vorrückten. Diese Lager bestanden aus mutigen Belgiern und Luxemburgern, von denen viele entweder vor der Zwangsrekrutierung in die deutsche Wehrmacht geflohen waren oder sich als ehemalige politische Gefangene auf der Flucht befanden. Pierre Schon, Anführer des Maquis in der Nähe von Lavacherie, und seine Maquisards waren Teil dieses hochaktiven Netzwerks.
Diese Lager stellten für die nationalsozialistische Besatzung weit mehr als eine bloße Störung dar – sie unterbrachen ständig lebenswichtige Nachschublinien. Kaum war eine Bahnstrecke oder eine strategische Straße wieder repariert, folgte die nächste Sabotageaktion, die alles erneut lahmlegte.
Mehrere dieser Lager wurden durch Verrat oder deutsche Aufklärungsaktionen entdeckt, angegriffen und zerschlagen. Zu den betroffenen Camps zählten unter anderem: Camp de Chenet, Camp d’Ebly, Camp de Genevaux, Camp de Lierneux, Camp de Mussy, Camp de Rulles. Viele Widerstandskämpfer wurden bei den Kämpfen verwundet oder getötet, andere gefangen genommen und hingerichtet. Einige wenige hatten das Glück, in Gefängnisse oder Lager deportiert zu werden, in denen sie schließlich die Befreiung erlebten. (Quelle: Pierre Kergen, Mitglied des LPL-Widerstands)
Im Mai 1945 – nach dem Sieg – fasste General Eisenhower, damaliger Oberbefehlshaber der alliierten Streitkräfte in Europa und eine der Schlüsselfiguren bei der Befreiung Westeuropas, die Bedeutung des Widerstands wie folgt zusammen: „Die Störung der feindlichen Eisenbahnverbindungen, das fortwährende Belästigen deutscher Straßenbewegungen und der stetig zunehmende Druck auf die deutschen Sicherheitsdienste im gesamten besetzten Europa haben eine sehr wichtige Rolle für unseren vollständigen und endgültigen Sieg gespielt.“

Die Familie Kergen
Der Bauernhof der Familie Kergen befand sich im kleinen Dorf Sassel, nur 7 km von Klierf und 9 km von Dünningen entfernt, wo auch die Familie Schon einen Hof besaß. Im Juli 1941, im Alter von 19 Jahren, wurde der älteste Sohn, Pierre Kergen, von Josy Fellens, dem Mitbegründer der LPL Nord, in die Widerstandsgruppe aufgenommen. Als wahre Patrioten unterhielt die Familie Kergen zwei Verstecke auf ihrem Bauernhof. Sie beherbergte zwischen 1941 und 1944 unter eigener Lebensgefahr Dutzende und Dutzende von Flüchtlingen.
Wie sein Namensvetter Pierre Schon wurde auch Pierre Kergen ein erfahrener Passeur und begleitete über hundert Menschen sicher über die belgische Grenze. Zusammen mit seinen treuen Kameraden Eugène Kremer und Batty Mutsch erarbeitete sich das Team schnell einen Ruf für Mut und Effizienz. Neben seiner Tätigkeit als Passeur war Pierre Kergen, wie auch Pierre Schon ebenfalls als Verbindungsmann im Nachrichtendienst, in einem belgisch-luxemburgischen Untergrundnetzwerk tätig. Für eine kurze Zeit war er zudem Mitglied des belgischen Widerstands.
Ab 1943 arbeiteten die beiden Pierres eng zusammen. Von Belgien aus nahm Pierre Schon die Flüchtlinge in Empfang, die Kergen und seine Kameraden über die Grenze gebracht hatten, und leitete sie weiter in versteckte Widerstandslager in den Wäldern. Beide wurden bei der deutschen Gegenoffensive zur Flucht nach Belgien gezwungen und verbrachten die letzten Tage des Jahres 1944 gemeinsam – nicht mehr als aktive Widerstandskämpfer, sondern als getarnte Flüchtlinge.
Ein unerwarteter Vergeltungsschlag
Klierf und die umliegenden Dörfer wurden am 10. September 1944 zum ersten Mal von amerikanischen Streitkräften befreit, was der Bevölkerung der luxemburgischen Ardennen endlich die lang ersehnte Freiheit brachte. Die Menschen empfingen ihre Befreier mit großer Herzlichkeit – ein Ausdruck tiefer Dankbarkeit, der jedoch von einer nahe stationierten SS-Einheit, die das Grenzdorf Kalborn beobachte, nicht unbemerkt blieb.
Am 22. September, im dichten Morgennebel, stürmte die SS das Haus der Familie Hoelpes, in dessen Keller sich mehrere Familien versteckt hatten. Frustriert über ihren Rückzug bis zur deutschen Grenze, beschloss der SS-Kommandant, sich zu rächen und die lokale Bevölkerung zu bestrafen. Die Soldaten zwangen die Bewohner, das Haus zu verlassen, und erschossen sieben junge Männer gnadenlos mit Maschinengewehren. Ihre Körper fielen in einen kleinen Teich. Unter den Opfern befanden sich vier Brüder der Familie Hoelpes. Ein fünfter Bruder, nur 13 Jahre alt, wurde in letzter Minute verschont – der SS-Kommandant hielt ihn für zu jung, um erschossen zu werden.
Das Massaker erschütterte die gesamte Region zutiefst. Als die Deutschen am 16. Dezember ihre Gegenoffensive starteten, trieb die Erinnerung an dieses Verbrechen viele junge Männer zur Flucht nach Belgien – sie zogen das ungewisse Exil dem Risiko der Hinrichtung durch zurückgekehrte Nazis vor. Das Ereignis hinterließ tiefe Spuren bei den Überlebenden. Pierre Schon, tief erschüttert über dieses Drama, sprach später von einem „sinnlosen Massaker an diesen wehrlosen jungen Männern“.
Der Flüchtlingskonvoi nach Belgien
Von Mitte September bis Mitte Dezember 1944 beherbergten zahlreiche Bauernhöfe in der Eislek-Region amerikanische Truppen – in Zimmern, Scheunen und Nebengebäuden. Pierre, der gut Englisch sprach, tauschte sich regelmäßig mit den amerikanischen Soldaten aus. Sie hatten ein gemeinsames Verständnis des bewaffneten Kampfes: alle kämpften gegen denselben Feind. Am Morgen des 16. Dezember starteten die Deutschen völlig überraschend ihre Gegenoffensive. In der Nacht vom 16. auf den 17. Dezember erhielten die amerikanischen Truppen den Befehl zum Rückzug über Funk. Pierre reagierte sofort. Er verließ den Ort zusammen mit den Amerikanern und wusste, dass er, um einer sicheren Hinrichtung im Falle der Rückkehr der Nazis zu entgehen, erneut nach Belgien fliehen musste.
Um dem C.I.C. zu helfen, (Counter Intelligence Corps, Nachrichtendienst der US-Armee) erklärte sich Pierre bereit, die immer zahlreicher werdenden Flüchtlingskonvois in Richtung Sicherheit, nach Belgien zu führen. Diese Konvois bestanden aus Zivilisten zu Fuß, mit Fahrrädern oder mit von Pferden gezogenen Wagen – alle verließen in großer Eile ihre Heimat und ließen alles zurück.

Photo © ANLux 005-01-147
Die Zeit drängt
Diejenigen, die fliehen wollten, versammelten sich an vorher vereinbarten Treffpunkten. Währenddessen waren in der Ferne Kanonenschüsse zu hören. Momentan war die belgische Grenze offen – aber wie lange noch? Man musste nach Westen aufbrechen, und zwar schnell.
Vom 16. bis 18. Dezember leistete das 110. Infanterieregiment der 28. US-Division, obwohl schlecht ausgerüstet und zahlenmäßig unterlegen, erbitterten Widerstand in Klierf. Dadurch wurde der Vormarsch der Deutschen verlangsamt und wertvolle Zeit gewonnen, damit die alliierten Verstärkungen sich mobilisieren konnten. Auch Pierre und die luxemburgischen Flüchtlingskonvois erhielten dadurch einen wichtigen Vorsprung, der ihnen ermöglichte, mehr Abstand zur vorrückenden deutschen Armee zu schaffen.
Da niemand wusste, wie rasch die deutschen Truppen vorrücken würden, riet Pierre den zu Fuß Reisenden, den Zug so weit wie möglich in Richtung Westen zu nehmen. Trotz überfüllter Waggons gelang es vielen, in den wenigen noch fahrenden Konvois einen Platz zu ergattern. Die Gruppen vereinbarten, sich weiter westlich an einem zuvor bestimmten Sammelpunkt wiederzutreffen.
Diejenigen, die mit Pferdewagen oder Fahrrädern unterwegs waren, folgten der Hauptstraße nach Houffalize, setzten ihren Weg bis La Roche fort und begegneten dabei zahlreichen amerikanischen Militärlastwagen, die zur Front fuhren. Eine lange Prozession von Hunderten von Flüchtlingen zog sich die Straße entlang – alle auf dem Weg in Richtung Sicherheit.
Ihr nächstes Ziel war Marloie, wo ein Netz aus sicheren Häusern und vertrauenswürdigen Bauernhöfen bestand, das Jean Boever aufgebaut hatte. Dort konnten sich die Flüchtlingskonvois ausruhen, neue Vorräte aufnehmen und die Pferde versorgen.
Am 19. Dezember erlangte die deutsche Armee erneut die Kontrolle über den gesamten Norden Luxemburgs, und die gefürchtete Gestapo kehrte zurück – entschlossen, die Bevölkerung hart zu bestrafen und jeden zu verfolgen, der im Verdacht stand, die Alliierten unterstützt zu haben. Während dieser sechs langen Wochen der erneuten Besatzung wurden mehr als 120 Personen verhaftet, 39 wurden hingerichtet oder deportiert. Die Bauernhöfe mussten erneut ihre Häuser und Scheunen an deutsche Soldaten abgeben. Die Bewohner gaben sich kooperativ, in der Hoffnung, dass die Alliierten bald zurückkehren würden.
Die Belagerung von Bastogne. Am 20. Dezember, als die deutschen Truppen erneut nach Belgien vorstießen und Bastogne einkreisten, hielten Einheiten der 101. US-Luftlandedivision, unterstützt von der 10. Panzerdivision, die Stadt – trotz Belagerung, zahlenmäßiger Unterlegenheit und gravierender Versorgungsengpässe. Die Belagerung wurde schließlich am 26. Dezember aufgehoben, als die 3. Armee unter General Patton die deutschen Linien durchbrach und die Verteidiger befreite. Dieses Ereignis gilt oft als ein entscheidender Wendepunkt für die Alliierten in der Ardennenschlacht.

(Karte zeigt das Ausmaß der deutschen Gegenoffensive in Belgien – Karte: Padresteve)
Am 21. Dezember erreichten die deutschen Truppen bereits Rochefort, westlich von Marloie, während die Flüchtlingskonvois weiter in Richtung Beauraing und anschließend nach Dinant vorankamen – in der Hoffnung, die Maasbrücke zu überqueren, bevor sie für Zivilisten gesperrt wurde. Zwischen Dinant und Rochefort lagen zu diesem Zeitpunkt nur noch 30 Kilometer, die sie von der heranrückenden deutschen Armee trennten.
Gemeinsam auf der Straße
Die eisige Kälte erschwerte ihre Reise noch zusätzlich. Die Temperaturen sanken oft weit unter den Gefrierpunkt und verschlimmerten das Leid der Flüchtlinge. Am 23. Dezember lichtete sich der anhaltende Nebel endlich und gab den Blick frei auf einen klarblauen Himmel, durchzogen von alliierten Flugzeugen, die die Bodentruppen unterstützten und deutsche Stellungen sowie Nachschublinien bombardierten – ein entscheidender Wendepunkt für die Schlacht.
Als sie sich Dinant näherten, begegneten die Flüchtlinge zahlreichen britischen Verstärkungseinheiten, die sich an die Front bewegten, um die deutsche Armee zurückzudrängen. Die verstärkte alliierte Präsenz gab den Gruppen neue Hoffnung.
Sie schliefen auf den Böden von Schulen, Bauernhöfen oder sogar in Scheunen. Großzügige Anwohner und Flüchtlingszentren versorgten sie mit Nahrung. Mit dem Geld, das ihnen zur Verfügung stand, kauften sie alles, was sie brauchten, sobald ihre Vorräte aufgebraucht waren.
Nachdem sie die Maas überquert hatten, steuerten die Flüchtlinge Philippeville an. Am 22. und 23. Dezember versammelten sich viele in einem Schloss in Anthée um ein großes Feuer, wo ihnen heißer Kaffee gereicht wurde. Vertraute Gesichter tauchten auf und spendeten Trost.
Erschöpft verbrachten etwa sechzig Flüchtlinge die Nacht auf dem beheizten Schulboden – eine Erleichterung nach Tagen voller Kälte und Unsicherheit. In den folgenden Tagen teilten sie sich in kleinere Gruppen auf, um leichter eine Unterkunft zu finden. Einige fanden sogar Arbeit auf Bauernhöfen im Tausch gegen Essen und ein Dach über dem Kopf.
Eine detaillierte tägliche Erzählung von Pierres Kergens Reise in Sicherheit findet sich in seinem Buch von 2002: Kriegserinnerungen eines Oeslinger Resistenzlers.
In den letzten Tagen im Dezember beschlossen Pierre Schon und Pierre Kergen, beide von Familie und Freunden liebevoll „Pierchen“ („kleiner Peter“) genannt, mit dem Zug nach Charleroi zu fahren. Ihre erste Station war das Flüchtlingshilfszentrum, wo sie ihre Flüchtlingsausweise vorzeigten und Lebensmittelgutscheine erhielten. Der Sachbearbeiter teilte ihnen mit, dass die Rationen für zehn Tage reichen sollten. Doch schon eineinhalb Tage später hatten die beiden hungrigen Männer alle Gutscheine aufgebraucht!
In jener Nacht schliefen sie vollständig bekleidet im städtischen Hostel, das kostenlos war. Am nächsten Tag wagten sie sich in die Stadt, um die lebhafte Atmosphäre und die Schaufenster zu genießen – Eindrücke, die sie nach monatelangem Verstecken in den Ardennenwäldern und der Rückkehr in ihre kleinen Dörfer lange nicht erlebt hatten.
Ein paar Tage später nahmen die beiden Männer den Zug nach Brüssel, wo sie erneut das Centre d’accueil aufsuchten, um weitere Lebensmittelgutscheine abzuholen. Ursprünglich hatten sie geplant, weiter in die lebhafte Stadt Antwerpen zu reisen, doch änderten sie ihre Pläne, als sie erfuhren, dass die Stadt noch immer von den deutschen V1-Flugbomben – auch „Doodlebugs“ genannt – angegriffen wurde, die ebenfalls über London niedergingen und die Zivilbevölkerung in Angst versetzten.
Ihre Besuche in den Städten waren eine willkommene Ablenkung, da beide Männer tief besorgt um das Schicksal ihrer Familien waren, die erneut unter der nationalsozialistischen Herrschaft in den luxemburgischen Ardennen lebten. Während seines Aufenthalts in Brüssel nutzte Pierre Schon die Gelegenheit, um Alphonse Rodesch zu treffen und die Botschaft zu besuchen, um die für die Rückkehr der luxemburgischen Flüchtlinge erforderlichen Reisegenehmigungen zu besprechen. Zu jener Zeit war die Ardennenregion in mehrere militarisierte Zonen unterteilt, weshalb eine solche Genehmigung zwingend erforderlich war.
Ende Dezember drangen Nachrichten über die Befreiung von Bastogne und die alliierten Erfolge gegen die Deutschen durch. Das gab den beiden Männern neuen Glauben und Hoffnung, bald zurückzukehren.
Heimkehr
In der letzten Januarwoche begannen viele der Flüchtlinge ihre Heimreise nach Luxemburg. Während ihrer Reise waren sie erschüttert über die massiven Zerstörungen in den Ardennenstädten wie La Roche und Houffalize, die die Hauptlast heftiger Kämpfe und intensiver Bombardierungen getragen hatten. Dies waren Orte, von denen sie nicht gewusst hatten, dass sie im Zentrum so erbitterter Gefechte standen. Auf ihrer Weiterreise fragten sie sich, was sie zu Hause in den luxemburgischen Ardennen erwarten würde. Pierre erreichte schließlich am 1. Februar 1945 den Familienhof. Was für ereignisreiche sechs Wochen das gewesen waren.
Mehrere Häuser am Ortsrand von Dünningen waren durch Artilleriebeschuss zerstört worden. Zwölf tote Pferde lagen verstreut auf einem Feld mit Blick auf das Dorf. Pierre half bei ihrer Beerdigung. Auf dem Hügel oberhalb des Hofes war eine amerikanische Artilleriekanone positioniert. Schwere Kämpfe und Verwüstungen hatten die nahegelegenen Städte Wiltz, Klierf, Ulfingen, Ettelbrück und Diekirch verwüstet.
Als Deutschland seine Gegenoffensive startete, spannte Nic, Pierres älterer Bruder, schnell das Pferd vor den Wagen, um sich den Flüchtlingskonvois anzuschließen, die nach Belgien flohen. Noch immer vom kürzlichen Arrest und Verhör durch die Gestapo erschüttert, suchte er Sicherheit für sich, seine Frau Albertine, ihre vierjährige Tochter Clothilde und das drei Monate alte Baby Ferdinand. Bei schneebedeckten Straßen und Anzeichen einer Lungeninfektion bei Ferdinand war die Reise riskant. Ein freundlicher belgischer Bauer in der Nähe von Gouvy nahm sie auf. Tragischerweise starb Ferdinand zwei Wochen später, zu einer Zeit, in der Antibiotika in Europa, insbesondere im kriegszerstörten Gebiet, kaum verfügbar waren. Er wurde in einem kleinen Sarg am Rand des örtlichen Friedhofs beigesetzt, bis es sicher war, nach Dünningen zurückzukehren und ihn in der Familiengrabstätte endgültig ruhen zu lassen.
SS-Razzia
Die von der SS verübten Gräueltaten setzten sich bis zum Frühjahr 1945 fort.
Am 24. Dezember 1944, an Heiligabend, ereignete sich eine grausame Vergeltungsmaßnahme. Wenige Monate zuvor hatten belgische Maquisards einen Angriff verübt, bei dem im September drei deutsche Soldaten getötet worden waren. Als Reaktion darauf wurden 34 Zivilisten aus dem Dorf Bande hingerichtet. Die Tat wurde vom Sicherheitsdienst (SD), dem Geheimdienst- und Sicherheitszweig der SS, ausgeführt. Während der Rückeroberung im Rahmen der Ardennenoffensive wurden die Opfer verhaftet, in einen Keller an der Straße N4 gebracht und dort systematisch erschossen. Ihre Leichen blieben vor Ort zurück.
Nur ein Mann überlebte: Léon Praile, der in den Wald fliehen konnte. Am 10. Januar 1945 wurden die Leichen von einem belgisch-kanadischen Militärteam entdeckt. Die Opfer wurden am 18. Januar 1945 bei einem gemeinsamen Trauergottesdienst erneut bestattet. Bande gehört zu den Gebieten, in denen Pierre Schon und sein Maquis aktiv waren.
Das Massaker von Sonnenburg (heute Słońsk, Polen) ereignete sich in der Nacht vom 30. auf den 31. Januar 1945, nur wenige Tage vor dem Eintreffen der sowjetischen Truppen. Mit dem Vorrücken der Roten Armee erschossen SS-Männer 819 Gefangene im Gefängnis von Sonnenburg, darunter 91 junge Luxemburger. Diese waren zwangsweise in die deutsche Armee eingezogen worden und später wegen Widerstands oder Fahnenflucht verhaftet worden. Weitere Opfer waren Franzosen, Niederländer, Belgier, Polen, Russen und Jugoslawen.
Die Massenhinrichtung, ein letzter Akt der Repression, sollte jeden Widerstand zum Schweigen bringen und Zeugen auslöschen. Die Gefangenen wurden im Hof des Gefängnisses erschossen. Ihre Leichen blieben dort liegen, bis die Sowjets das Gelände am 2. Februar 1945 befreiten und nur vier Überlebende fanden.
Dieses Massaker bleibt eines der tragischsten Ereignisse in der Geschichte Luxemburgs. Es wird jedes Jahr sowohl in Luxemburg als auch in Polen durch Zeremonien und Kranzniederlegungen in Luxemburg-Stadt und Słońsk geehrt.
Der Krieg, barbarisch und unerbittlich, kennt keine wahren Sieger: Nur die Überlebenden bleiben zurück. Diese beiden Beispiele zeigen, dass im Herzen der Unterdrückung das Verlangen nach Freiheit alles überwindet, doch der menschliche Preis unermesslich ist.
Ewige Dankbarkeit
1998 kehrte Dan Toye aus Oregon zurück. Er war einer der amerikanischen Flieger, die 1944 über Luxemburg abgeschossen worden waren, und wollte die Überlebenden der LPL-Nord-Gruppe treffen, die ihm vor 54 Jahren geholfen hatten, einer Verhaftung zu entgehen. Trotz der langen Zeit seit seiner Rettung blieb die tiefe Dankbarkeit ungebrochen und besteht bis heute fort. Wir danken von Herzen den amerikanischen und Commonwealth-Befreiern. Unser tiefster Respekt gilt den mehr als hunderttausend alliierten Soldaten, die ihr Leben opferten, um Westeuropa von der nationalsozialistischen Unterdrückung zu befreien – damit wir in Freiheit leben können, ein Recht, das wir allzu oft als selbstverständlich ansehen, weil wir nichts anderes kennen.
Galerie
Unten sehen Sie Fotos von der ersten Befreiung Nord Luxemburgs durch die amerikanische Armee, aufgenommen von einem US-Militärfotografen:


Oben links: 12. September 1944 – Ulfingen feiert die Befreiung, während GI’s stehen bleiben, um zuzuschauen. © ANLux FD005‑02‑023 Rechts: 22. Oktober 1944 – Amerikanische Infanteriesoldaten erreichen Clervaux für eine dreitägige Pause, die erste seit Juli 1944. © ANLux FD005‑02‑024
Fotos der deutschen Gegenoffensive (auch bekannt als Ardennenoffensive) vom 16. Dezember 1944 bis 25. Januar 1945, aufgenommen von einem amerikanischen Militärfotografen:


Oben links: Deutsche Truppen marschieren an zurückgelassenem amerikanischem Material vorbei. © ANLux FD005‑02‑034 Rechts: 20. Dezember 1944 – Amerikanische Truppen sammeln sich zur Verteidigung von Bastogne. © ANLux FD005‑02‑037


Oben links: 22. Dezember 1944 – US-Soldaten warten auf den Befehl zum Vorwärtsmarsch zu Fuß, um die Front zu verstärken. © ANLux FD005‑02‑040 Rechts: Anfang Januar 1945 – Amerikanische Truppen rücken zur Front vor. © ANLux FD005‑02‑050